«Je ne veux pas gagner ma vie, je l’ai.» Boris Vian, L'écume des jours

12/19/2012

des wahnsinns

es lag im blick/c'est dans le regard
"Ich war nervös, weil Gott das Publikum erregen wollte. Das Publikum war gekommen, um sich unterhalten zu lassen. Es glaubte, ich tanze, um zu unterhalten. Ich habe schreckliche Sachen getanzt. Sie hatten Angst vor mir, und so glaubten sie, ich wolle sie umbringen. Ich wollte niemanden umbringen. Ich liebte alle, doch mich liebte keiner, und das machte mich nervös. Ich war nervös, und so übertrug ich dieses Gefühl auf das Publikum. Das Publikum mochte micht nicht, denn es wollte weg. Da begann ich lustige Sachen zu spielen. Das Publikum begann sich zu amüsieren. Es hatte gemeint, ich sein ein langweiliger Künstler, doch ich zeigte, dass ich lustige Sachen zu spielen vermag. Das Publikum begann zu lachen. Ich begann zu lachen. Ich lachte in meinem Tanz. Das Publikum lachte ebenfalls in meinem Tanz. Das Publikum verstand meinen Tanz, denn es wollte ebenfalls tanzen. Ich tanzte schlecht, denn ich fiel zu Boden, wo ich es nicht hätte tun sollen. Dem Publikum war das egal, denn ich tanzte schön. Es hatte meine Idee verstanden und amüsierte sich. Ich wollte weitertanzen, doch Gott sagte: Genug. Ich hielt inne."

So geht es 278 Seiten lang und mit den Tagebuchaufzeichnungen des Tänzers Vaslav Nijinsky (Urvater des Faun und des Sacre du Printemps) offenbart sich seine ganze Verrücktheit und sein ganzes Genie. "Ich bin ein Gesteskranker, der die Menschen liebt. Meine Geisteskrankheit ist Menschenliebe." Sein Tanz war und blieb für ihn immer, im wörtlichen Sinne, ein Spiel.

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